Biografie

Manfred Bleffert


Geboren bin ich an dem Ort Altenahr, wo die Flut geschah, die mein Wesen vollkommen verwandelte. Ich bin seit der Flut erst dreimal dahin zurückgekehrt, um wahrzunehmen, wie ich geboren wurde, mit was ich geboren wurde. Aufgewachsen bin ich dort bis zum Abitur und hatte in der Jugendzeit, in der Schulzeit, schon sehr viel Kontakt mit dem Komponisten Karlheinz Stockhausen und auch später mit Joseph Beuys in Düsseldorf.

 

Nach der Schulzeit habe ich den Zivildienst in der Uniklinik Köln absolviert, im Gedanken Medizin zu studieren, auf einer Krebsstation. Dann habe ich mich mit meinem Künstler-Bruder Helmut zurückgezogen in die Eifel. Dort haben wir ein Jahr still gelebt, um abzuwarten, was geschieht als Sendung zum Aufbruch in die Welt des Künstlerischen. Der erste Gedanke war, auszuwandern nach Finnland, Nordfinnland, Russland – in dieses Gebiet. Das war ein idealischer Vorgang. Ich spürte, geistig ist da ein Zentrum, wo ich hingehen muss, um zu lernen, um zu erfahren, wozu ich angetreten bin.

 

Dann kam in diesem Jahr eine Art Wendung. Ich hatte mich durch Stockhausen angeregt mit Aurobindo beschäftigt. Es kam die Idee nach Indien, nach Auroville zu gehen, um an diesem anderen Pol Erfahrungen zu sammeln. Ich hatte mir vorgenommen, den Weg über Dornach zu machen.

 

Dort hatte ich ein Gespräch mit dem Bildhauer Ratnowsky, der mich auf diesem Weg aufgehalten hat mit den Worten: „wenn Sie dahin weitergehen wollen – Sie werden hier an diesem Ort alles finden, was Sie dort vielleicht erhoffen.“

 

Ich blieb drei Jahre in Dornach, war zuvor bei der Alanus-Hochschulgründung schon dort gewesen und kehrte dann zu Alanus zurück.

Es waren damals die Lebensgedanken Musik und Philosophie und die Vierheit der Künste, die mich trugen. An der Alanus Hochschule gab es viele Kontakte und Begegnungen, die zu Lebensfreundschaften wurden. Es entstanden daraus viele Tagungen und Arbeitsgemeinschaften, die anhielten und sich fortentwickelten.

 

Dann kam ein Impuls zum Bodensee. Dort habe ich die Schmiede von Heiligenberg als musikalisch-plastische Arbeitsstätte knapp 40 Jahre geführt, von 1980 bis 2016, bis zum Aufbruch nach Altenahr. Das sprachhohe Wort, der musikalische Ton, die malerische Farbe, die plastische Form war und ist das Quadrivium meines künstlerischen Tuns und Handelns.

 

Ich erwähnte die für mich bedeutenden Künstler: Stockhausen zuerst, dann Josef Beuys, die mich in gewisser Weise auch vollkommen in die Welt hinausgeklappt, mitgenommen haben.

 

Es kam mit einer ersten Kompositionsphase ein Abschied von Stockhausen und eines Rückzugs aus der elektronischen Komposition in das Musikalische der Stille. Es war eine lange Zeit da in dieser Stille die gewissenhafte Frage: wohin wende ich mich? Die elektronische Musik war zunächst für mich das Surrogat von einer Welt, die kommen wird, aber es war eben noch Surrogat. Dann stellte ich die Frage an das Wesen der Erde, die mir als Meisterin oder als Lehrende erschien und kam dadurch in die Stille als Vorbote einer neuen künstlerischen, klanglich-musikalischen Schöpfung. Das war der Wendeweg von jenen ersten Künstlern zu den Künstlern, die ich im anthroposophischen Feld fand, vor allem Herrmann Pfrogner, Karl von Baltz, Jürgen Schriefer. Und es bahnte sich mir ein Lebensweg zum musikalischen und künstlerischen der Freiheit.